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Unsere "Abenteuerreise" (Ende Juni 1988)

Unsere Abenteuerreise

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Unser Urlaub sollte mal ganz anders werden. Das Urlaubsziel war wohl klar, nur die Art der Übernachtungen sollte einmal was besonderes sein. Wir wollten auf Hotelübernachtungen verzichten, um in Jugendherbergen mehr mit Leuten in Kontakt zu kommen, was schließlich auch voll gelang. Unsere gesamte Familie Preuß, bestehend aus meiner Frau Gudrun, meinen Töchtern Manuela, Raffaela und Jeniffer und mir (Wilfried), wollten nach Stechelberg in der Schweiz. Unsere derzeitiges Auto war ein silberfarbener Audi 5E.

Audi 5E (Foto ähnlich)

Die Fahrt ging von Herford los und in der ersten Etappe ins Sauerland, genauer gesagt nach Winterberg in die dortige Jugendherberge. Zur gleichen Zeit hatte sich dort eine Eishockey-Jugendmannschaft einquartiert. Da gab es viel für unsere Kinder zu sehen. In Winterberg besichtigten wir dann die Wintersporteinrichtungen speziell die Sprungschanze.

Die nächste Station war Kandern bei Weil am Rhein, die Jugendherberge Platzhof. Es war früher Nachmittag als wir dort ankamen. Schon das Finden der Jugendherberge war schwierig, aber dann hatten wir das uralte Gebäude gefunden. Bei unserer Ankunft war es sehr still um die Herberge. Wir schellten an der Glocke vor der Tür, nach sehr langer Zeit öffnete sich langsam die Tür - wir fühlten uns alle um Jahrhunderte zurückversetzt - erschien eine alte Frau die aussah wie man sich eine Hexe vorstellt, es fehlte nur noch die Katze auf ihrer Schulter. Gemächlich sah sie uns an und fragte: "Waas wellet'er denn?" Nachdem wir den Schock der merkwürdigen Begrüßung überwunden hatten, erklärten wir das wir gern in der Jugendherberge übernachten wollen.

Der Platzhof im Jahr 2004

Wir blieben mehrere schöne Tage in Kandern im Platzhof. Natürlich erkundeten wir die Gegend rings herum. Da die Herbergseltern Landwirtschaft hatten, musste früh ins Bett gegangen werden. Der Herbergsvater schickte uns jeden Abend händeklatschend um 22 Uhr in die Betten. Unsere Kinder freundeten sich mit einem kleinen Ferkel vom Hof an und spielten viel mit ihm. Sie gaben ihm den Namen Friderike. Die sanitären Einrichtungen waren sauber, aber sehr spartanisch. So gab es für Jungen/Männer und Mädchen/Frauen nur einen Waschraum mit einem Wendeschild, mit dem gekennzeichnet wurde, welches Geschlecht gerade den Raum benutzte. Ich hatte stark erwartet, dass es in der Brezelstadt Kandern auch Brezeln zum Frühstück gab. Aber leider standen die nie auf dem Speiseplan, es gab ausschliesslich Brot. Nach vier Tagen fuhren wir weiter in Richtung Schweiz. Vor der Einreise mussten wir noch eine Maut-Vignette kaufen und an die Windschutzscheibe kleben.

Während der Fahrt hörten wir im Autoradio den Sender "Radio Berner Oberland". Rast machten wir am Thuner See, dort erledigten die beiden jüngeren Schwesten ihr "kleines Geschäft" am Ufer in den See. Dann ging es weiter nach Stechelberg zum Naturfreundehaus Alpenhof. Bei der Durchfahrt durch Lauterbrunnen bemerkten wir Hinweisschilder auf die "Trümmelbacher Fälle", ein Ziel für eine unserer nächsten Erkundungen.

Naturfreundehaus Alpenhof in Stechelberg

Das Naturfreundehaus in Stechelberg hat eine vorzügliche Küche und sehr bequeme Betten, wir hatten die Zimmer mit Frühstück und Abendessen geordert. Alles war dort rustikal und naturverbunden. Der Wirt war ein sehr freundlicher Herr in den Dreißigern. Wir fühlten uns dort richtig wohl, das Essen und die Unterkunft liessen nichts zu wünschen übrig. Hinter dem Haus geht es steil bergauf. Von dort ist das obige Foto gemacht worden. Stechelberg liegt am Ende eines Tales, die Felsen gehen an drei Seiten fast senkrecht nach oben. Diese Lage ergibt bei einem Gewitter eine furchteinflössende Kulisse. Ein Gewitter hatten wir einmal bei Nacht. Da zitterten selbst mir, als einem der sich sonst nicht vor Gewittern fürchtet, die Glieder. Die Blitze zuckten krachend herunter, das es schaurig schön war.

Als erstes bei unserem Aufenthalt in Stechelberg erkundeten wir die Tümmelbacher Fälle in Lauterbrunnen. Von der Straße aus war nicht viel davon zu sehen. Aber auf den Wegen dort hindurch! Es war eindrucksvoll wie die Wassermassen sich dort bewegten.

Die Trümmelbacher Fälle

Die nächste Tour ging über Mürren, das wir mit einer Zahnradbahn erreichten, mit der Seilbahn zum Schilthorn hoch. Da ich Höhenangst habe, hatte ich vor der Seilbahnfahrt Bedenken. Aber der abgeschlossene Raum der Seilbahnkabine half über meine Höhenangst hinweg. Ich hatte das Gefühl das die Seilbahn gar nicht hoch über den Felsen ging, bis ich unten Leute sah die winzig klein waren. Also waren wir doch ziemlich hoch über den Felsen. Oben angekommen hielten wir uns zuerst auf der großen Terasse vom Schilthorn auf. Während unsere Kinder zu meinem Entsetzen auf der Terasse herumstoben, mußte ich mit meiner Höhenangst in der Mitte der Terasse stehenbleiben. Ich rief hinter den Kindern her sie sollten vorsichtig sein, aber bewegte mich nicht von der Stelle. Eine Gruppe Nonnen amüsierte sich sichtlich darüber.

Wir auf der Terasse vom Schilthorn (Jeniffer hat fotografiert) Rechts eine der Nonnen

Nach der Terasse besuchten wir das Drehrestaurant - ich konnte mich entspannen. Da das Schilthorn unter dem Namen "Piz Gloria" Drehort für den James Bond Film "Im Geheimdienst ihrer Majestät" war gab es im Restaurant unter anderem eine James Bond Bowle für 007 SFr. Zurück ging es zuerst wieder nach Mürren, wo wir uns noch ein bisschen umsahen und eine Scherzpostkarte "Mürren by night" kauften (Dunkelblaue Karte mit ein paar gemalten Sternchen drauf). Die haben wir dann an unsere Freundin Erika Falk geschickt.

Dann folgte unser größter Ausflug. Wir fuhren, wieder mit einer Zahnradbahn, nach Wengen hoch. Dort stiegen wir in die Bahn um, die uns durch den Eiger hinter der Nordwand zum Jungfraujoch brachte. Das war eine abenteuerliche Angelegenheit. Es ging die ganze Zeit durch den Berg. An zwei Stellen der Strecke war ein Aussichtsfenster, dort hielt der Zug einige Zeit und man konnte in Ruhe die kolossale Aussicht geniessen. Die obere Bahnstation ist auch in den Berg eingearbeitet.

Bahnstation Jungfraujoch

Als wir aus dem Zug gestiegen waren, ging es zunächst zur Gletscherstation Jungfraujoch.

Die Gletscherstation Jungfraujoch

 

Ausblick aus der Station

Man musste sich Anfangs vorsichtig bewegen, da in dieser Höhe der Sauerstoffgehalt der Luft wesentlich geringer war als unten. Aber die Aussicht war wirklich überwältigend.

Der Gletscher auf dem Jungfraujoch

Wir gingen von der Station aus durch eine Eishöhle zum Gletscher hinaus. Hier wurde Ski gefahren und wir machten eine kleine Schneeballschlacht.

Schneeebälle am Sommeranfang 21.Juni 1988 (Manuela hat fotografiert)

Eine der nächsten Fahrten ging nach Interlaken. Dort haben wir uns eine Pizza gegönnt und uns die Stadt angesehen.

Raffaela und Jeniffer in Interlaken

Jeniffer an einer Pferdekutsche

Während unseres Aufenthalts in Stechelberg fuhren wir auch einmal Richtung Grindelwald. Unterwegs im Auto hörten wir wie immer "Radio Berner Oberland" mit seiner einprägsamen Erkennungsmelodie.

Dann war die schöne Zeit in Stechelberg zu Ende. Als wir aber dann die Rechnung im Naturfreundehaus bezahlen wollten stellten wir auf dem Postamt mit Schrecken fest, dass wir kein Geld mehr von meinem Postsparbuch abheben konnten. Es war nur ein bestimmter Betrag in einem bestimmten Zeitraum verfügbar und den hatten wir schon erreicht. Um an Geld zu kommen fuhren wir kurzerhand zu meiner Mutter nach Weil am Rhein. Die lieh uns erst einmal das Geld. Mit dem Geld meiner Mutter in der Tasche fuhren wir wieder zum Naturfreundehaus Stechelberg und bezahlten unsere Rechnung. Dann ging es los Richtung Zürich. Nach diesem Abstecher wollten wir weiter nach Luzern. Ich fuhr bei der Post den Schildern nach in die gewünschte Richtung. Den Schildern weiter folgend landeten wir wieder bei der Post. Nach weiteren zwei vergeblichen Versuchen Zürich in Richtung Luzern zu verlassen wandten wir uns an einen Taxifahrer. Dieser lotste uns aus der Stadt - geschafft! In Luzern sahen wir uns die Stadt an, vor allem die berühmte Kapellbrücke.

Kapellbrücke in Luzern

Wir fuhren weiter Richtung Bodensee, an ihm entlang und dann nach Bregenz. Dort wollten wir in der Jugendherberge übernachten. Leider war die Jugendherberge völlig belegt. Als Ausweichquartier empfahl man uns ein Jugendgästehaus etwas ausserhalb von Bregenz. Die Übernachtung in einem turnhallenähnlichem Raum mit ca. 150 Leuten war sehr unruhig. Ständig hat irgendjemand Geräusche wie Husten oder Schnarchen von sich gegeben. Wir trafen dort unter anderen ein Ehepaar mit einem kranken Säugling an. Das Baby war jämmerlich am Weinen und meine Frau verstand überhaupt nicht, wie man mit einem so kranken Kind noch verreisen konnte. Im Verlauf eines Gesprächs mit dem Ehemann erfuhr ich, warum er dort bei Bregenz gelandet war. Er erzählte, das er eigentlich ins Saarland habe fahren wollen und "sich wohl ein bisschen verfahren hätte". Bei so viel Dummheit sah ich keine Veranlassung zu weiterer Kommunikation mit ihm. Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Norden, zunächst nach München.

In Ebersberg bei München bezogen wir in der dortigen Jugendherberge als nächstes eine Unterkunft für uns. Herbergsvater war zur Zeit dort ein Zivildienstleistender namens Jörg. Als ich Verlauf unseres Gespräches bei unserer Ankunft erzählte, dass ich einige Male im Leben unangenehme Erfahrungen mit Bayern hatte die "Preußenhasser" waren, wollte er uns vom glatten Gegenteil überzeugen. Es war so, das er uns wie Privatgäste bevorzugt behandelte. Ansonsten spielten die Kinder viel mit ihm und auch wir machten Gesellschaftspiele mit ihm. Es war ausgezeichnet in Ebersberg. Da wir bei der Anreise vom Verkehr in München geschockt waren, fuhren wir von Ebersberg aus mit Bus und Bahn nach München hinein. Der wichtigste Anlaufpunkt in München war das Deutsche Museum. Eigentlich wollte ich meiner Familie zeigen, an welchem Gerät ich beruflich konstruierte, aber ein Elektronenmikroskop war im Museum nicht ausgestellt. Es war aber trotzdem sehr interessant im Deutschen Museum. Mir ist noch die Abteilung "Bergwerk" in Erinnerung. Wir machten nach unserem Aufenthalt in Ebersberg noch einen Besuch in den Bavaria Filmstadt. Da gab es viel zu sehen, unter anderem den Drachen Fuchor aus dem Film "Die unendliche Geschichte". Die Kinder wollten natürlich alle mal auf ihm sitzen. Leider verletzte sich Raffaela dabei am Bein ziemlich stark - sehr unerfreulich.

Die Filmkulisse Drache Fuchor

Weiter ging die Fahrt Richtung Norden, als nächstes nächtigten wir in der Aalener Jugendherberge. Von dort aus besuchten wir auch Oberkochen wo ich 25 Jahre lang wohnte und arbeitete. Da wir nicht lange genug in Aalen bleiben konnten, weil die Jugendherbergszimmer in denen wir schliefen bereits vorgebucht waren, fuhren wir zur nächstliegenden Jugendherberge nach Königsbronn-Ochsenberg. Dort war unsere letzte Station, von dort aus ging es wieder nach Hause.

Die Einträge im Jugendherbergsausweis

  Meine Homepage Wilfried Preuß